Das Straubinger Grand Hotel: Arbeiten mit den Schichten der Vergangenheit

Mit viel Expertise, Behutsamkeit und Herzblut wurde das direkt am Wasserfall gelegene Straubinger Grand Hotel renoviert, das am 1. September 2023 seine Tore für nationale und internationale Gäste öffnen wird. Benannt nach der legendären Gasteiner Familie erweist das neue Hotel Straubinger dem ehemaligen Grandhotel eine Hommage und wurde geboren aus den Facetten seiner Vergangenheit, zu neuer Größe erweckt – es besticht durch zurückhaltende Eleganz und eine bewegende Grandezza. BWM Designers & Architects mit dem Team rund um Erich Bernard zeichnen für diese behutsame Revitalisierung der historischen Räume verantwortlich.

Dem Bestand verbunden
Betritt man das alte neue Straubinger Grand Hotel umfängt einen sofort die Geschichte des ehrwürdigen Hauses. Im historischen Empfangsbereich wird den Gästen die Zimmerkarte, einem Schmuckstück gleich, aus einer mit Samt ausgelegten Lade gereicht. Geradeaus führt die prominente Treppe zu den oberen Stockwerken, rechterhand öffnet sich der F&B Bereich. Das Café ist mittels Flügeltüren zum Straubingerplatz hin geöffnet und besetzt mit gesamt knapp 40 Sitzplätzen (25 indoor, zwölf outdoor) die erste Reihe prominent am Platz. Direkt angereiht folgen die nach vorne durchgesteckte Bar sowie der Salon für den Ausklang des Tages, der je nach Wunsch mittels einer Vorhang-Inszenierung zusätzlich abgetrennt werden kann. Gemäß dem Motto „Arbeiten mit den Schichten der Vergangenheit“ findet sich in allen Bereichen eine kontrastreiche Mischung als Alt und Neu, so trifft etwa Bestandsvertäfelung auf zeitgenössisch adaptierte Wandverkleidung. „Für uns ist es wichtig, mit den Spuren und Schichten der Vergangenheit zu arbeiten und nicht gegen sie. Denn von ihnen geht der Charme aus und der besondere Reiz, der alte Gebäude auch so anziehend macht und ihnen einen besonderen Wert verleiht,“ führt Erich Bernard von BWM Designers & Architects aus. Die Möblierung wie Farbgebung werden passend zur Tageszeit der Nutzung in den jeweiligen Bereichen immer dunkler. Im Café dominiert modernes „Erdbeer-Sahne“ in der Farbgestaltung. In Salon und Bar wurde unter den Schichten der alten Wandverkleidung ein salbeigrüner Ton wiederentdeckt und sogleich für den neuen Look eingesetzt. Ein kleines Detail am Rande ist der Straubinger Kuchenwagen, eine Reminiszenz an frühere Zeiten.

Zeitgenössisch ergänzt
Aus dem ehemaligen Eingang zum Restaurant wurde ein Salon für zehn Personen, der mit freigelegter Wandmalerei besticht. Gleich anschließend in einem vorgelagerten Neubau mit raumhohen Verglasungen befindet sich das heutige, neue Entree für den großen Saal, in welchen sich die Fassade hineinzieht. Im Zuge der behutsamen Restaurierung kamen Gold-Akzente sowie die alte Decke an den Seitentrakten wieder zum Vorschein – Bestand ist und bleibt Bestand, was nicht instandgesetzt werden konnte, wurde mit größter Bedacht zeitgenössisch ergänzt. Im 86 Sitzplätze fassenden Saal dominieren moderne, frische Farben wie Grün, Apricot oder Bernsteinorange, eine großzügige Bepflanzung sowie die instandgesetzten Lobmeyr-Wandapliken und ein neuer Lüster vermitteln französisches Flair. Feinjustierte Farben und Muster wie etwa das Orange der Säulen oder Stuccolustro bestimmen den 195 Quadratmeter großen Saal. Der denkmalgeschützte Eichen-Massivholz-Parkett wurde in seiner Ursprünglichkeit wiederhergestellt. In der Mitte des Raumes, auf einem eigens gestalteten Teppich, der grafisch die Deckenrosette wiederaufnimmt, wurde ein Highlight-Table designt, darauf mittig platziert und in Szene gesetzt ein Lüster aus den Lobmeyr-Werkstätten, eine Reminiszenz an das verschwundene Original. Zwei Balkone laden mit Blick auf die Kirche zum Austritt ein. Im Untergeschoss wurde der Weinkeller, gleichsam mit Balkon und Blick auf die Kirche, angesiedelt, der in den so genannten Chef’s Table übergeht, einen länglichen Raum mit Kappengewölbe und Sichtverbindung zur Küche. Die alte Holzdecke musste getauscht werden, aus den daraus gewonnenen thermobehandelten Dippelbaumträgern wurde der für 14 Personen ausgelegte Chef’s Table gefertigt. Der Wine Dine Bereich besticht mit alten, schmiedeeisernen Bestandsleuchten (restauriert in den Lobmeyr-Werkstätten) und Terrakotta-Fliesen für die Tisch-Oberflächen.

In die Landschaft hinausschwimmen
Linkerhand des Eingangs, auf der Westseite des Hauses erstreckt sich über die drei oberen Stockwerke das Straubinger Spa. Von der Lobby im Erdgeschoss geht es zuerst in einen als Schachbrett (inklusive Figuren) gepflasterten Innenhof, dem Fliesen-Schachbrettmuster der ursprünglichen Treatmenträume nachempfunden. Ein wiederkehrendes Muster, das sich etwa – wenngleich in unterschiedlicher Farbgestaltung – auch in den Toiletten, den Gängen oder der Spa-Rezeption wiederfindet. Im Zwischengeschoss finden sich die heutigen fünf Treatmenträume sowie vier Spa-Suiten – großzügige Zimmer mit freistehender Badewanne, zu Duschen umfunktionierten alten Bodenbecken und integrierter Zirbensauna. Über dem ursprünglichen Thermal-Bädertrakt wurde ein neuer Infinity Outdoor Pool errichtet, mit Blick über das Gasteiner Tal, in dem man gleichsam „in die Landschaft hinausschwimmen“ kann – mit dem Rauschen des neben gelegenen Wasserfall als Untermalung. Der gesamt knapp 700 Quadratmeter umfassende Spabereich (350 Quadratmeter indoor, ca. 330 Quadratmeter Terrasse mit Pool) geht fließend vom Alt- in den Neubau über. Im ersten Obergeschoss gelangt man von Rezeption und Fitnessraum im Bestand in den Neubau mit Outdoor-Infinity-Pool mit großzügigem Inneneinstieg. Der Saunabereich mit Panoramasaunen liegt im Dachgeschoss, im zweiten Obergeschoss befindet sich der Ruhebereich mit Kamin und Holzlager. Farblich leicht maritim gehalten, besticht der Spabereich mit einer Mischung aus Thermoesche, Sichtbeton und Chrom-Holz-Details. Die Decke über dem Pool wurde in Blau verfliest, der Ruhebereich mit einer Holzlamellen-Akustikdecke ausgestattet.

Freier Blick
Der Baukörper im Anschluss an das Haus Straubingerplatz 1 konnte in seiner Struktur oberhalb der neuen Poolterrasse nicht erhalten werden und wurde entsprechend neu geplant, als leichter Glasvorbau mit vorgesetzter Lamellenfassade in den beiden oberen Geschoßen. Durch die großflächige Verglasung ist der Baukörper zum Tal hin geöffnet, den Gästen bietet sich ein freier Blick auf die umliegende Landschaft. Die vorgesetzten Holzlamellen wiederum verhindern unerwünschte Einblicke, sodass die Intimität der Räume gewährleistet bleibt. Ganz nebenbei wurde mit dieser Neugestaltung auch die ursprüngliche Fuge zwischen Hotel Straubinger und Haus Straubingerplatz 1 wieder geöffnet, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts baulich geschlossen wurde.

Einem Gemälde gleich
In den 46 Zimmern des Hotel Straubinger geht es gleichsam darum die Geschichte zu bewahren und mit neuen Elementen würdig zu ergänzen. Im Sinne eines „Neuen Luxus“ wird mit besonderen Reizen und der Authentizität des historischen Bestandes gearbeitet, die den Ort einzigartig machen. Die Patina an den historischen Wänden, die Original-Türen und andere erhaltene Bauteile sind wertvolle Spuren, die vorsichtig ergänzt werden, um aktuellen Normen und Anforderungen zu genügen. Die Gesamtkomposition der Farben und des Lichtes im Raum ist inspiriert von Farb- und Lichtimpressionen historischer Ölgemälde, ein ausdrucksstarkes Spiel aus Hell und Dunkel in tiefen kräftigen Tönen ist das Ergebnis. Der Bestand wird größtmöglich erhalten und wirkt als wäre er bis zu einer gedachten ‚Benutzungslinie‘ wie in dunkle Ölfarbe getaucht, darüber hinaus bleibt er unangetastet.

Weitere Informationen unter https://www.travelcharme.com/hotels/straubinger.

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